Vorwort von Arndt Richter
Die AL Eckhard Preuschhof - ein Beispiel zur schaubildlichen und quantitativen Genealogie
Die Ahnenschaft von Eckhard Preuschhof konnte von bürgerlichen Ahnen aus Ostpreußen in zahlreichen Linien weit erforscht werden, so daß sie auch in zahlreiche Adelslinien mündete. Aufgrund der hier nun besseren Quellenbasis wurde sie dann gründlich breit und weit in diesen Ahnensektoren bis über die Karolinger Zeit innerhalb Deutschlands und Europas erforscht.
Über die interessante persönliche Entstehungsgeschichte berichtet der Proband Eckhard Preuschhof selbst ausführlich in seinen hier nachfolgenden Gedanken. Trotzdem möchte ich dazu vorher noch einige Bemerkungen meines seit über 8 Jahren bewunderten Forscherfreundes Eckhard einfügen, die er mir bereits im April 2008 in einer E-Mail mitteilte, als wir über Stammtafel-Analysen und Vergleiche diskutierten, - Eckhards zweitem genealogischen Projekt. Über seine Ahnenliste teilte er mir auf Anfrage mit: "1998 habe ich "Ahnen der Geschwister Preuschhof" im Selbstverlag veröffentlicht. Für die 10108 Ahnen brauchte ich 1073 Seiten. 3 adlige Vorfahren - v. Losch (Ugm.) in Ostpreußen, v. Schloen in Westfalen und Spalding in Mecklenburg - bilden den Einstieg in die mittelalterlichen Adelsfamilien: Hoya, Ravensberg, Montferrat, Habsburg, Diepholz, zur Lippe, Brabant, Wettin, Angouleme, Reden, Holte, Grafschaft, Eulenburg, Schlieben, Tettau, Waldburg, Montfort, Oettingen, Lothringen, Heydeck, Limpurg, Egloffstein u. a., von denen etliche zu Karl d. Gr. führen. Das Buch "Caroli Magni Progenies" Deines Ziehvaters Siegfried Rösch hat mir sehr viele Anregungen und Informationen dabei gegeben." Diese Angaben sind m. E. noch eine knappe spezielle Ergänzung zu Eckhards Worten. Aufgrund meines damaligen alleinigen Stammtafel-Interesses geriet seine Ahnenliste aber gleich wieder in Vergessenheit. Erst voriges Jahr entdeckte ich diese große AL Preuschhof wieder bei einer anderen Recherche in GedBas und wies Wolfgang Trogus auf diese vorbildlich zum Herunterladen freigegebene AL hin. Diese große zunächst rein bürgerliche AL ist ein gutes Beispiel dafür, daß eine einzige moderne Genealogie-Darstellung nicht ausreicht, die Forschungsergebnisse sinnvoll darzustellen. Sollen die jeweiligen Familien in ihrem Zusammenhang (Umfang, Zeitraum) näher betrachtet werden, empfiehlt sich eine Darstellung alphabetisch nach Ahnenstämmen (Vaterstämmen). - Bei einer Betrachtung der Ahnenschaft generationsweise und damit chronologisch, ist eine Aufzählung nach laufenden Kekule-Ahnennummern besser geeignet. Beide AL-Versionen hat Eckhard Preuschhof mit dem Genealogie-Programm PROGEN erstellt und uns hier die Veröffentlichung freundlichst gestattet. Da bei dieser großen Ahnenschaften der Implex einen außergewöhnlichen Umfang erreicht, kommen hier zwei weitere quantitativ orientierte moderne Genealogie-Programme zur Anwendung, um biologische Vergleiche zwischen den einzelnen Ahnen zu ermöglichen, und zwar hinsichtlich der Ahnenhäufigkeit z und dem biologischen Verwandtschaftsgrad g'b und gb (bzw. g'bx und gbx). Zum Genealogie-Programm GFAhnen und dessen Grenzen siehe die "Einführung zur AL von Eckhard Preuschhof" von Wolfgang Trogus. Über das weitere spezielle moderne Grafik- und Rechenprogramm von Martin Jülich, das zusätzlich den oberen Generationsbereich ergänzt, wo GFAhnen aufgrund seiner Speicherkapazität ab der 32. Generation nicht mehr ausreichend ist, wird unten noch etwas gesagt. Hier sollen nun noch einige allgemeine Bemerkungen zur verwandtschaftlichen Verflechtung (Verwandtenehen) und den damit verbundenen Mehrfachahnenschaften (Implex) in dieser Ahnenliste gemacht werden. Im unteren Bereich bis zur 5. Generation (32-er Reihe) enthält sie noch alle Personen, mehr oder weniger vollständig. Der Erforschtheitsgrad rtk der jeweiligen Generationen nimmt dann von Generation zu Generation rasch ab: 81,2 % - 58,6 % - 34,8 % -19,7 % - 20,3 % - 13,1 %. Dieses Ergebnis ähnelt aufgrund meiner Erfahrung durchaus anderen bürgerlichen und bäuerlichen Ahnenlisten in Deutschland. Diese typische Sektoren-Lückenhaftigkeit im unteren Bereich ist auch die Ursache dafür, daß hier keine oder nur wenig Verwandtenehen erforscht werden können. Wären die Quellen besser erhalten geblieben (30-jähriger Krieg, Ende der Kirchenbücher!), würden auch hier im allgemeinen mehr Verwandtenehen und damit Mehrfachahnenschaften (Implex) erscheinen. Dies zeigen auch einige Fälle, wo die Quellenlage bei bäuerlichen Ahnenschaften einmal überdurchschnittlich günstig war. Hier ähnelt dann auch der untere Ahnenbereich hinsichtlich Implex bereits mehr Ahnenlisten adliger Probanden. Nur drei solche bäuerliche Ahnentafel-Beispiele in grafischer Darstellung seien gezeigt; - denn vor der Industrialisierung bestand ja die Bevölkerung Europas zum größten Teil aus bäuerlichen Familien. 1. Heinrich Pfeiffer aus der Gegend um Frankfurt a. M. (zusammengestellt von S. Rösch aus dem Ortsfamilienbuch für Oberliederbach, Grafik von Martin Jülich, erstellt mit seinem Grafik- und Rechenprogramm, (siehe unten!): Pfeiffer 2. Gregor Mendel aus Östrreichisch-Schlesien, erforscht von Dr. med. Alois Schindler, Grafik von Arndt und Dr. med. Udo Richter: Mendelahnen 3. Arno Lange aus Mittelsachsen/Muldental-Pleißenland, erforscht von Arno Lange selbst, Grafik von Reinhard Linke: Verflechtung Aber selbst in bürgerlichen Beamtenfamilien erscheint der gehäufte Ahnenimplex manchmal bereits stark im unteren Ahnenbereich, wie die Ahnentafel des Chemie-Nobelpreisträgers Prof. Hermann Staudinger erkennen läßt (Grafik von Arndt und Dr. med. Udo Richter): AL Staudinger Übersicht Grundsätzlich führen auch Ehen, die zunächst gar nicht als Verwandtenehen erkennbar sind, zu Mehrfachahnen. Die Ehepartner können sich ihrer Verwandtschaft meist selbst gar nicht bewußt werden. Erst eine weiterführende Erforschung der Abstammungslinien der Ehepartner kann bzw. könnte den Grad der Verwandtschaft feststellen. Verwandtenehen die früher eines kanonischen Dispens bedurften, betrafen ja zunächst nur solche Vetter-Base Ehen 1. Grades (Kinder von Geschwistern); solche 2. Grades waren kanonisch nur unerwünscht. Das 4. Laterankonzil (1215) erlaubte allerdings Ehen auch 3. Grades nur mit päpstlicher Lizenz (zitiert lt. Siegfried Rösch in: Caroli Magni Progenies, 1977, S. 23 f. mit Abbildungen!). Da jeder Verwandtenehe ursächlich ein oder auch mehrere (manchmal sogar viele!) Geschwisterpaare bzw. -gruppen zugrunde liegt/liegen, ist die gesamte innere Verwandtschafts-Struktur einer Ahnenschaft exakt durch eine vollständige VSL bestimmt! Seit 1989 habe ich eine solche Zusammenstellung aller Geschwistergruppen mit kleinsten Kekule-Nummern in einer Liste - differenziert nach Voll- und Halbgeschwister über den gemeinsamen Vater oder die gemeinsame Mutter - als Verschwisterungsliste (VSL) bezeichnet und auch in meinem "bayerischen Königsbuch" von 1997 als geneTalogie-wissenschaftlich kürzeste Nummern-Vorgabe favorisiert (S. 65 f. Kap. IX: "Die Verschwisterungsliste (VSL) als Schlüssel"). Genetalogiebuch Bereits vorher (1987) hatte ich in der Ahnentafel von Gregor MENDEL lediglich mittels der VSL den Ahnenimplex ("Ahnenverlust") ik in den einzelnen Generationen berechnet; veröffentlicht in: COMPUTERGENEALOGIE, 1987, 3. Jg., Heft 7, S. 186-190. CG 1987 Aus einer solchen VSL lassen sich nun exakt auch die Kekule-Nummern aller Mehrfachahnen berechnen. Eine fundamental-großartige Bestätigung an der AL Eckhard Preuschhof mit ihrer uns bis dato größten bekannten Vorkommenshäufigkeit z(CM) von Karl dem Großen, eines bürgerlichen (!) AL-Probanden, lieferte uns zuletzt Martin Jülichs Grafik- und Rechenprogramm: Lediglich aus der vorher über GEDCOM programm-mäßig erzeugten VSL aus "nackten" Kekule-Nummern der Geschwistergruppen ( also nur der jeweiligen niedrigsten), berechnete das Programm alle z(CM) = 266 947 Kekule-Nummern für Karl den Großen, was einen Umfang von über 1000 Seiten ausmachte. Die VSL hatte hingegen nur 21 Seiten Umfang, trotz zusätzlicher Angabe des Familiennamens bei den Kekule-Nummern der Geschwistergruppen. VSL Preuschhof Eckhard Kekulenummern CM Proband Preuschhof Eckhard Als mathematisch interessierter Laie bin ich beeindruckt vom inneren Zusammenhang zwischen der "nummern-armen" VSL-Vorgabe (input, ca. 21 Seiten) und der daraus erzeugten riesigen Menge der z(CM)-Kekule-Nummern (266 947 Nummern auf über 1000 Seiten!) aufgrund des exponentiellen Charakters der Kekule-Nummern im "Dualzahl-Stammbaum"! Ahnentafel Der große Leibniz hätte seine helle Freude daran gehabt! Vielleicht schaut er sogar mit Wohlwollen herunter auf Martin in Chemnitz und seine jahrelang immer so hilfsbereite Mutter Eva-Maria Jülich, die im digitalen Zeitalter Genealogie-Programme zur Erforschung der europäischen Ahnengeschichte erstellen.- Leibniz war seinerzeit ja begeistert über seine Entdeckung des Zweiersystems ("Dyadik") und ließ sogar Münzmedaillen-Entwürfe anfertigen mit Tafeln zum "Rechnen mit Null und Eins". Münzmedaille Wenn auch die meisten Familienforscher für eine solche Liste kaum Verständnis haben, dürfte sie vielleicht einmal Brücken zur Biomathematik und wissenschaftlichen Demographie schlagen. Schließlich stehen ja beide o. g. Listen in einem durch die dynastische Verflechtung Europas bedingten inneren Zusammenhang. - Ob sich wohl Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich der gegenseitigen Abstände (mathematische Verteilung!) zwischen den einzelnen Kekule-Nummern erkennen und deuten lassen? Also Ergebnisse mittels der Zahlentheorie ableiten (z. B. zu Primzahlen)? - Einen kleinen Einblick gibt uns Jülichs Algorithmus zur schriftlichen Berechnung der z-Werte für Mehrfachahnen. (Beschreibung für zwei Beispiele und kleines Rechenprogram an der Ahnentafel Friedrich des Großen). Algorithmus zur Berechnung der Ahnenhäufigkeit z aus Verschwisterungslisten Programm zur Berechnung aus VSL An diesen Rechenbeispielen glaube ich zu erkennen, wie ein Programmierer abstrakt-nüchterner denken muß als ein Laie, d. h. ohne Anweisung zu jedweder Begründung, denn der Computer ist ja bekanntlich ein kompletter Idiot, - wird aber mit der Zeit immer schneller im Rechnen. - Vorher hatte Martin Jülich mit seinem Programm bereits in einer Excel-Liste von allen 10 178 (!) Ahnenpersonen - mit Namen und kleinster Kekule-Nummer - die wichtigsten biologischen Kennwerte der Quantitativen Genealogie nach Nomenklatur von Prof. Siegfried Rösch berechnet und aufgelistet, einschließlich der quantitativ sehr aussagekräftigen sog. Generationsspektren gb (über den gesamten Generationsbereich). Tabelle berechnete Werte - Preuschhof Eckhard Eine wirklich beeindruckende kompakte Zusammenfassung der wichtigsten geneTalogischen Kennwerte (incl. der speziellen X-chromosomalen) aller 10 178 physischen Ahnen ! Karl der Große siehe lfd. Nr. 9924! Einen sehr interessanten europa-dynastischen Spaziergang durch das dichte Verwandtschaftsgeflecht bieten einige große Abstammungsgrafiken zu Karl dem Großen - als allgemeinem Bezugspunkt - mit allen Wegen vom Probanden ausgehend. Diese Grafiken lösen das engvermaschte Netz der verwandtschaftlichen Verflechtungen aber gut sichtbar auf. Der Beschauer, der diese Grafik am Bildschirm mit der PC-Lupe vergrößert, kann jetzt jedem Abstammungsweg vom Probanden (unten Mitte) oder oben von Karl dem Großen (links oben) leicht durch Verschieben nachgehen. Martin Jülich hat mit seinem Grafikprogramm hier mehrere technische Darstellungsmöglichkeiten realisiert, da einige Browser (wie z.B. firefox) die Darstellung in PDF nicht einwandfrei wiedergeben können. Man kann hier z.B. auf Google-chrome ausweichen und/oder die Darstellung in HTML benutzen. Meist wird des Betrachten (Vergrößern/Verkleinern/Verschieben) noch etwas erleichtert, wenn man die Datei abspeichert und dann mit acrobat öffnet. Preuschhof Eckhard bis CM[PDF] Preuschhof Eckhard bis CM[HTML] Preuschhof Eckhard bis CM[HTML,interaktiv] Preuschhof Eckhard bis Heinrich der Vogler[PDF] Preuschhof Eckhard bis Heinrich der Vogler[HTML] Preuschhof Hugo bis CM[PDF] Preuschhof Hugo bis CM[HTML] Besonders auffällig sind dabei die schräg nach unten abzweigenden Geschwister bzw. -gruppen von den Eltern. Eine treffliche schaubildliche Ergänzung zur so abstrakt nüchternen VSL! Die größten Geschwistergruppen fallen hier sofort ins Auge: z. B. die 7 Vollgeschwister de Ramerupt und die 6 Vollgeschwister v. Schweinfurt. Markant zeichnen sich auch die Halbgeschwister ab mit ihrem gemeinsamen Elternteil (Vater oder Mutter) in der Mitte und den Ehepartnern beider Ehen links und rechts. Auffällig z. B. die 7-er Geschwistergruppe über die gemeinsame Mutter v.Northeim-|v.Lothringen|-v.Weerl, die ich gerade beim Schreiben am Bildschirm betrachte. Die VSL fordert dazu heraus, auch weitere Halbgeschwister in der großen Grafik zu suchen, wie die größte 8-er Halbgeschwistergruppe v.Staufen - v.d.Ostmark-v.Österreich, wieder über die gemeinsame Mutter. Auch eine kleine "Heiratskette" habe ich gerade beim Schreiben entdeckt: de Chateau(Mann) oo de Anjou(Frau) oo v.Burgund(Mann)oo de Semur(Frau). Nach einer kurzen Eingewöhnung erhält der Betrachter mit dieser "Videoschau" einen großartigen Überblick in die europäischen Fürstenfamilien mit dieser zur Zeit wohl modernsten genealogischen Computer-Großgrafik und damit auch einen erweiterten und ergänzenden Einblick in seine bisherigen Implex-Vorstellungen. Mögen auch mit diesem Grafikprinzip neue interdisziplinäre Brücken zu den Nachbarwissenschaften gebaut werden! Abschließend hier auch noch die statistische Analyse der AL Eckhard Preuschhof mit dem Rechen- und Grafikprogramm von Martin Jülich: AT-Analyse(quant. Kennwerte) Die Erklärungen der Symbole entnehmen wir hier der AL Arno Lange: Statistik Dazu Vergleiche: zur AL Rübel-Blass:
AL Rübel-Blass und zur AL Arno Lange:
AL Arno LangeArndt Richter, München 09. Juli 2016