Die Geisteskrankheit der bayerischen
Könige Ludwig II. und Otto
Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch, 1997.
ISBN 3-7686-5111-8

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Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige Ludwig II. und Otto

Diese interdisziplinäre Ahnenstudie ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Beschäftigung des Autors mit Genealogie und Genetik. Anfangs standen bei ihm zwei Probleme im Vordergrund: die biologischen Konsequenzen der Verwandtenehen und die Frage: Gibt es erbmäßig bevorzugte Abstammungslinien?

Damit führte der Weg zwangsläufig zur Quantitativen Genealogie und ihrem Begründer Prof. Siegfried Rösch. Richter erweiterte die Quantitative Genealogie bereits 1979 um den x-chromosomalen Erbgang durch seine Veröffentlichung "Erbmäßig bevorzugte Vorfahrenlinien".

1990 wandte sich der Autor in einem Aufruf an die Dynastenforscher, die Ahnentafel der Bayernkönige wenigstens bis zur 9. Generation vollständig zu erforschen. Dieser Aufruf war ein großer Erfolg. Richter erhielt bald darauf von mehreren Genealogen umfangreiches Material, besonders mustergültig darunter die Ahnentafeln von Wolfgang Raimar, Riemerling bei München und von Hans R. Moser, Toronto/Kanada. Erst jetzt konnten mit den Methoden der Quantitativen Genealogie alle verwandtschaftlichen Verflechtungen und ihre daraus resultierenden Phänomene (Mehrfachahnenschaft und Generationsverschiebung) exakt verglichen werden.

Erklärtes Ziel war zunächst die Berechnung der genetischen Erbwahrscheinlichkeiten aller Ahnen bis zur 9. Generation, und zwar autosomal und x-chromosomal. Diese mühselige manuelle Arbeit konnte bald einem EDV-Ahnenstatistikprogramm übertragen werden, das der Physiker und Genealoge Weert Meyer entwickelt hatte. Mit diesem Programm (Dateneingabeprinzip: Verschwisterungsliste) sind inzwischen alle genetischen Erbwahrscheinlichkeitswerte der bayerischen Königsahnentafel bis zur 15. Ahnengeneration berechnet und in eine quantitative Rangfolgenordnung gebracht worden.

In der vorliegenden interdisziplinären Ahnenstudie wurden den mutmaßlichen Krankheitsüberträger-Ahnen der bayerischen Könige jene Erbwahrscheinlichkeitswerte zugeordnet. Dabei ergaben sich sehr interessante Korrelationen. Richter bringt die an der bayerischen Königsahnentafel abgeleiteten Ergebnisse auch in Zusammenhang mit seiner These von der "besonderen Mittlerrolle x-chromosomaler Gene bei der Ausprägung geistiger Eigenschaften", auf die er schon mehrfach an anderer Stelle hingewiesen hat. Seine These glaubt er, mit dieser Studie noch weiter untermauert zu haben - da er eher genetische Gesetzmäßigkeiten als blinden Zufall hier am Werke sieht!

Großer Wert wurde auf die grafischen Darstellungen der komplizierten verwandtschaftlichen Verflechtungen gelegt, die wohl in der genealogischen Literatur neue Maßstäbe setzen.

Die Ahnenstudie führt in "geneTalogisches" Neuland. Für diesen Wissenschaftsbereich und die Meßmethoden wird der Name "GeneTalogie" vorgeschlagen. Mit den speziellen Haupt- und den allgemeinen Nebenergebnissen (nämlich eklatante Erbwahrscheinlichkeitsunterschiede zwischen vergleichbaren Ahnen!) gelingt es dem Autor, interdisziplinäre Brücken zwischen Genealogie und den Naturwissenschaften zu schlagen, besonders zur Populationsgenetik und zur Soziobiologie.

1997. 220 Seiten mit 45 genealogischen Abbildungen (23 Verwandtschaftstafeln, 17 Statistiken, 3 Übersichten und 2 Tafeln), Personen- u. Sachregister, Anhang.
Ft. 17 x 24 cm, Festeinband, DM 48,00, (ISBN 3-7686-5111-8)
Verlag Degener & Co., Postfach 1360, D-91403 Neustadt a.d. Aisch
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 Aus Rezensionen
zum Buch von Arndt Richter:

Die Geisteskrankheit
der bayerischen Könige
Ludwig II. und Otto

Eine interdisziplinäre Ahnenstudie mittels
Genealogie, Genetik und Statistik
mit einer EDV-Programmbeschreibung von Weert Meyer
1997, 220 Seiten mit 45 Abb., Personen- und Sachregister,
Festeinband, 48,- DM,
Verlag Degener & Co. Neustadt/Aisch, ISBN 3-7686-5111-8

  COMPUTERGENEALOGIE (1997), H.37, S. 76-77
Rez.: Dr. Günter Junkers

 "Arndt Richter und Weert Meyer sind den Lesern der CG durch anspruchsvolle grundlegende Artikel bekannt. Arndt Richter hat die Bemühungen von Siegfried Rösch (1899-1984) um die Quantitative Genealogie fortgesetzt, erweitert und praktisch angewandt. .... Uns interessiert: welche Konsequenzen haben Verwandtenehen, welche Abstammungslinien sind erbmäßig bevorzugt? ... Die verwandtschaftlichen Beziehungen werden sehr übersichtlich dargestellt. Auch die notwendigen mathematisch-statistischen Formeln werden verständlich und nachvollziehbar erläutert. Weert Meyer hat sein Computerprogramm für die Ahnentafelanalyse nach den Regeln der quantitativen Genealogie bereits in Heft 11 (1995) S.175-183 der CG vorgestellt. Bis dahin gab es noch kein Programm z.B. zur Bestimmung des Inzuchtkoeffizienten. Allerdings läßt sich die Vererbungsweise nur durch erhebliche Vereinfachungen ("Ein-Gen-Modell") beim Verwandtschaftsmaß als statistische Größe angeben, es wird nur autosomal und x-chromosomal unterschieden. Populationsgenetiker und Soziobiologen bedienen sich der gleichen Vereinfachung bei ihren statistischen Modellen. Das Programm hat W. Meyer zunächst auf einem Atari 1040 STF (mit PureC), später auf einem IBM-kompatiblen Rechner (mit C++4.02) geschrieben. An eine Übertragung auf andere Rechnersysteme(NT, UNIX, MAC, JAVA) wird gedacht. ... Arndt Richter und Weert Meyer stellen ihre "GeneTalogie" als Mittler zwischen historisch-genealogischen und naturwissenschaftlichen Forschern zur Verfügung. Es ist ein leistungsfähiges und verständliches Hilfsmittel für alle. Wir alle brauchen es nur anzuwenden!"
  Oldenburgische Familienkunde (1997), H.4, S. 634-635
Rez.: Dirk Feye
 "Richter konnte auf die Arbeiten von Prof. Siegfried Rösch, dem Vater der "Quantitativen Genealogie", aus dem Jahre 1955, zurückgreifen, ... Arndt Richter ging einen Schritt weiter. Er vermutete, daß den x-chromosomalen Genen eine besondere Mittlerrolle bei der Ausprägung geistiger Eigenschaften zukommt. Dieses Erbgut ... wurde Gegenstand seiner Untersuchungen. Für die Auswertung der Untersuchung mußte ein neues Verfahren gefunden werden. Richter führte "Verschwisterungslisten" und "Verlustahnen"-Nummern ein. .... Mit den von Richter und Meyer vorgelegten Arbeiten wurde Neuland betreten. Die beiden Autoren bezeichnen die entwickelten Methoden mit dem Kunstwort "GeneTalogie" und fordern Biologen, Mediziner und Soziologen zur Mitarbeit auf. ... Vermutlich lassen sich mit den Methoden der "GeneTalogie" allgemeinste Ergebnisse zur genetischen Bevölkerungsstruktur Mitteleuropas ableiten."
  ADLER, Wien (1997), H.4, S. 138 (Berichtigung einer irrtümlichen Vorgänger-Rezension).
Rez.: Prof. Dr. Hans Jäger-Sunstenau
 "Richtigstellung zu meiner Rezension (diese Zeitschrift, H. 3/97, S.99). Bedauerlicherweise sind mir recht schwerwiegende Irrtümer unterlaufen. ... 2. Derselbe (Wolfgang Raimar) ist nicht der Verfasser des ebenfalls im Verlag Degener Co. erschienenen Werkes "Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige Ludwig II. und Otto ...." Dieses hat vielmehr , bereichert mit neuen Gedanken zur Genetik, Arndt Richter in München geschrieben. ... 3. Ich hatte angenommen, König Ludwig und Elisabeth, Gattin Kaiser Franz Josephs von Österreich, aus zweierlei Ehen König Maximilians von Bayern als Groß- bzw. Urgroßvater abstammend, wäre nicht als nahe verwandt zu bezeichnen. Dazu macht aber Arndt Richter brieflich darauf aufmerksam, daß König Ludwig in seiner 6.Vorfahrengeneration (64 Plätze) "43% (!) seiner Ahnen mit Kronprinz Rudolf gemeinsam hat."...
  Deutsches Adelsblatt (1998), Nr. 4, S.102
Rez.: "H.v.D."
 "Wer der Ansicht war, daß über den Märchenkönig Ludwig II. von Bayern doch schon alles gesagt sei, wird staunen. Um allerdings Neues zu bringen, ist ein Forschungsaufwand erforderlich, der einem Hochachtung abfordert. ... Diese Erweiterung der Ahnenbasis Ludwig II. durch Raimar war Voraussetzung für die Arbeit Richters, deren Ziel es ist, die auf unvollständiger Basis bisher erfolgten Deutungsversuche der genealogischen Krankheitsgenese der bayerischen Könige einer neuzeitlichen Prüfung zu unterziehen. Das Werk Richters ist eine Herausforderung. Mit ihr wird Neuland betreten. Dank der Computertechnik konnten jetzt hochkomplexe verwandtschaftliche Verflechtungen mit biomathematischen Methoden autosomal und x-chromosomal exakt verglichen und bewertet, unterschiedliche Erbwahrscheinlichkeiten herausgearbeitet und sogar bis zur 15. Generation berechnet werden. Die Autoren Richter und Meyer sind Chemiker bzw. Physiker. Hier wird gezeigt, über welches Potential eine wissenschaftliche Genealogie verfügt, die dieses Prädikat wirklich verdient. Die Lektüre fordert dem Leser einiges an Ausdauer und Konzentration ab. Aber die Einblicke die sich dem nicht naturwissenschaftlich Geschulten eröffnen, der diese Herausforderung annimmt, machen das Buch ungemein spannend. Die Ergebnisse stärken die These von erbmäßig unterschiedlich starken Abstammungslinien."...
  GENEALOGIE (1998), H.1/2, S. 54-55
(Wiederholung in: GENEALOGIE-Sonderheft (1998), S. 36-37 und Familie und Geschichte (2000) H.3, S. 526)
Rez.: Dr. Günter Hesse
 "Arndt Richter bietet in seinem maßgeblichen Werk " Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige ..." fundamentale Grundlagen zu einem umfassenden pathographischen Verständnis, welches wesentliche Daten zu bisher unbeachteten medizinischen und historischen Relationen vermittelt. Hat sich die pathographische Forschung bisher mehr oder weniger auf die einzelnen Persönlichkeiten konzentriert, so werden hier genealogische Zusammenhänge aufgeschlüsselt, welche über individuelle neurologische und/oder psychiatrische Interpretationen nach bisherigen Schemen mit ihren Terminologien hinausreichten. ... Ohne den Begriff "Pathoklise" (Otto Vogt) zu erwähnen, demonstriert Richter wissenschaftliches Neuland: die Genetalogie, welche in seinem Konzept eine Mittler-Rolle zwischen den historischen und genealogischen sowie den naturwissenschaftlichen Disziplinen einnimmt und darüberhinaus meines Erachtens für die Pathographie neue Perspektiven aufwirft. ... Mit Recht kritisiert er die Ansicht Middelforts, in den europäischen Herrscher-Häusern seien Geisteskrankheiten nicht stärker verbreitet gewesen, als in der übrigen Bevölkerung und zitiert ad hoc Esquirol: "Das Verhältnis von geisteskranken hohen Häuptern zur wahnsinnigen Plebs beziffere sich wie 60 : 1." ... Daß Richter seine X-chromosomale-Konzeption mit den naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen diskutieren will, ist pathographischerseits zu begrüßen. Sind doch davon wesentliche Impulse für die Forschung zu erwarten."...
  Pfälzisch-Rheinische Familienkunde (1998), H. 1, S. 39
Rez.: N.N.
 "Großen Wert legte er auch auf die graphische Darstellung der komplizierten verwandtschaftlichen Verflechtungen, die in der genealogischen Literatur neue Maßstäbe setzen werden. So gelang es, eine Brücke zwischen Genealogie und Naturwissenschaften zu schlagen."
  HEROLD-JAHRBUCH (1998), NF, 3. Bd., S. 248-250
Rez.: Jürgen Wermich
 "Bereits in dem Gutachten v.Guddens zum Geisteszustand Ludwigs II. wurde auf eine mögliche erbliche Vorbelastung im Hinblick auf krankhafte geistige Anlagen hingewiesen. Mag das in großer Eile, unter politischem Druck und ohne persönliche Untersuchung des Betroffenen zustande gekommene Gutachten wissenschaftlich anfechtbar sein, so ist zumindest eine schwere Geisteskrankheit seines Bruders Otto, der Jahrzehnte in Anstalten verbringen mußte, unbestritten. In Untersuchungen dieser Vererbungshypothese sind zahlreiche Veröffentlichungen erschienen, die auf Mehrfachabstammungen von verschiedenen verhaltensauffälligen Vorfahren hinweisen. Bisher fehlte jedoch eine exakte Feststellung, wie stark genau der Erbeinfluß dieser verdächtigen Personen, auch im Vergleich mit anderen Vorfahren, auf die Probanden ist. Genau diese Frage beantwortet nun Richters Buch. ... Die Ergebnisse kann man den Tabellen auf 24 Seiten im Anhang entnehmen. Konkret wird die Wahrscheinlichkeit bestimmt, mit der ein bestimmter Ahn eine Anlage an die Probanden vererbt hat. Die Regeln, Bezeichnungen und verwandten Begriffe folgen dem übrigens sehr lesenswerten Büchlein von Prof. Siegfried Rösch: Grundzüge einer quantitativen Genealogie, Neustadt/Aisch 1955. Untersucht wurde aber speziell auch die Erbwahrscheinlichkeit für das X-Chromosom, auf dessen eigentümlichen Erbgang erstmals hingewiesen zu haben A. Richter die Anerkennung gebührt. ... Am Ende des Buches befindet sich ein ausführliches Personen- und Sachregister, das auch die Anmerkungen erfaßt. Eine Übersicht über die wichtigsten Begriffe der Quantitativen Genealogie findet man in Abb. XII. Ein wichtiger Punkt ist die Frage nach einer sinnvollen Aufstellung von Erbwahrscheinlichkeits-Rangfolgen. Das Problem wird klar von Meyer (S. 104 f.) angesprochen, Richter vertieft es auf den Seiten 125-128 ... Der Leser erhält Einblick in ein faszinierendes Thema, das zu eigenen Gedanken anregt; auch der Rezensent prüfte nach, von wem er sein X-Chromosom haben könnte. Viele der aufgetauchten Fragestellungen fordern heraus zu einer kritischen Auseinandersetzung, deren Ergebnisse letzlich dem Thema zugute kommen werden. Die Verfasser sind zu loben, was den sorgfältig bearbeiteten statistischen Teil anbelangt, die Interpretationen können bei aller reißerischen Aufmachung nur als Anregungen an Psychiater, Medizinhistoriker, Gentechniker und Mathematiker verstanden werden, sich zu den aufgeworfenen Fragen zu äußern, wozu Richter ausdrücklich auffordert. Diese, über eine häufig anzutreffende knappe Schilderung hinausgehende Rezension möchte gleichfalls ein kleiner Beitrag dazu sein."
  Familienforschung in Mitteldeutschland (1998), H.2, S. 288
Rez.: E. Joachim Müller
 "GeneTalogie" : Genealogie anders gesehen." (Anfang und Ende der Rezension!)
  Niederdeutsche Familienkunde (1998) H.4, S.165
Rez.: Olof von Randow
 "Anhand umfangreicher Tabellen unternimmt der Verfasser eine Ahnentafelanalyse der bayerischen Könige nach den Regeln der quantitativen Genealogie und zeigt interessante genetische Erbwahrscheinlichkeits-Rangfolgen und Wechselbeziehungen zwischen mutmaßlichen Krankheitsüberträger-Ahnen auf. Diese Ahnentafelanalyse reicht hinsichtlich der verwandtschaftlichen Verflechtungen bis zur 15. Ahnengeneration und ist in ihrer Tiefendimension die wohl umfangreichste überhaupt. Ermöglicht wurde sie erst durch ein neues EDV-Ahnenstatistikprogramm von Mitautor Weert Meyer. Erst durch den Computer wurde es möglich, die quantitative Genealogie in einem humangenetischen Bereich einzusetzen. Letztlich ging es darum, die genetischen Verwandtschaftskennwerte aller Ahnen, die untereinander meist vielfach verwandtschaftlich verflochten sind, über einen Zeitraum von etwa 500 Jahren zu berechnen und in eine quantitative Rangfolge nach den Erbwahrscheinlichkeiten zu bringen."
  Archiv für Familiengeschichtsforschung (AfF), (1999), H.1, S. 57-60
Rez.: Gero von Schönfeld
  "Wer Krankengeschichte(n) erwarten sollte, der wird enttäuscht werden. ... Für die erbbiologische Betrachtung ist zunächst sein Nachweis wichtig, daß die Errechnung des Ahnenimplexes innerhalb der Generationen allein wenig Aussagekraft hat ... Die Terminologie zwischen Ahnenschwund und Ahnenhäufung, welche ja eine Frage der Betrachtungsperspektive ist, wird diskutiert, aber nicht entschieden ... Den leitenden Akzent legt Richter auf die geschlechtsbestimmenden Chromosomen, nach denen Männer mit xy stets das y im Mannesstamm vom Vater haben, das x von der Mutter, bei deren xx je ein x von ihrer Mutter und ihrem Vater stammt. Hieraus ergibt sich jeweils in der weiblichen Aszendenz zwar eine sich ausbreitende Verzweigung, aber auch eine Betonung bestimmter Linien der Erbkomponenten, während die Manneslinie gewissermaßen "seit Adam" eindeutig bleibt. Richters These ist, daß sich nun an beobachtbaren Abstammungen der Eindruck belegen läßt, daß im weiblichen, also im Spektrum des x-Erbganges noch die Linie der (Kekule-)Ahnen: 3-6-13-26-53-106 besonders bestimmende heraushebt, soweit es um geistige Veranlagungen geht, ... In der Tat ist die anscheinende Erbbelastung der Probanden des Titels in dieser Aszendenzfolge eindrucksvoll und denkwürdig, mithin nicht ohne weiters abzutun. ... Die Besprechung des Buches durch Günter Hesse (GENEALOGIE, s.o.!) schwelgt in der Lesart, daß Europa Jahrhunderte lang überwiegend von Debilen regiert worden sei. Vor solcher Simplifizierung der Historie muß eindringlich gewarnt werden! Wenn Richter die Charakterisierung Strohmayers zitiert, leistet er dem leider Vorschub ... Bei den Probanden selbst kennt der Rezensent die Krankheitsgeschichte Ottos nicht. Was Ludwig betrifft, liegt das Zeugnis Bismarcks vor," ...
  In dieser AfF-Ausgabe wird das Buch auch erwähnt im Artikel von Dr. Hans Peter Stamp:
"Inzuchtermittlung mit zuverlässiger Methode ...." S.9-10
 "Eine wahre Fundgrube zu dem Themenkomplex Geisteskrankheiten in hochadligen Familien ist im übrigen das Buch " Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige ... Das Buch wird zur vertieften Lektüre ebenfalls empfohlen. Es leistet insbesondere einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis über Fälle kranker Vorfahren der beiden Wittelsbacher und deren genealogische Zuordnung. Wie Schwerdtfeger räumt Richter zusammen mit seinem Koautor Meyer mit offenbar irrigen früheren Versionen auf. Dies geschieht so gründlich und überzeugend, daß man fast empfehlen muß, auf die Lektüre früherer Quellen solange zu verzichten, wie man Schwerdtfeger, Richter und Meyer noch nicht gelesen hat. Nach deren Lektüre nämlich muß man frühere Aussagen revidieren. ... Zu Richters Bewertung der Inzucht, der er in dem Zusammenhang "geringere Bedeutung" zumißt, wird unten eingehend Stellung genommen. Mit quantitativen Aussagen zur Inzucht bei den beiden bedauernswerten Brüdern hält er sich zurück. Er betont sogar, daß es hierfür geeignete EDV-Programme nach seiner damaligen Kenntnis nicht gab."
  Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (1998), 61. Jg., S. 162
Rez.: Prof. Dr. med. Jan Murken
 "Dabei wird den an der Familienforschung interessierten Leser vor allen Dingen faszinieren, wie die "verwandtschaftlichen Verflechtungen" der verschiedenen Ahnentafeln graphisch dargestellt worden sind. ... Im ganzen ist der Band ein hochinteressanter Beitrag zu den vielfältigen Blutsverwandtschaften der deutschen und europäischen Adelsfamilien, und wer in dieses Gebiet speziell eindringen möchte, dem kann der Band, den der Verlag sehr sorgfältig und liebevoll ausgestattet hat, nachdrücklich empfohlen werden."
  Berichtigung zur obigen, z.T. irrtümlichen Rezension in BBLF (1999), 62. Jg., S. 93
von Frau Lolo Anwander
 "Hinsichtlich der verwandtschaftlichen Verflechtungen lieferte Hans R. Moser den Autoren Richter und Meyer noch zusätzliche Ahnennummern-Angaben (= Verschwisterungsliste) bis zur 15.(!) Ahnengeneration, so daß die statistischen Analysen zur Mehrfachahnenschaft sogar bis zur 14. Ahnengeneration publiziert worden sind (28seitiger Anhang des Buches !). In der Besprechung ist dagegen nur die Rede von "Daten aller Vorfahren ... über nicht weniger als 9 Generationen." Dies entspräche nur etwa einem 1/16 bzw. 1/32 der tatsächlich untersuchten Ahnenschaft."
  Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde (1999), H.5, S. 218-219
Rez.: Albrecht Gühring
 "Wichtiger als die Häufigkeit ist nach Richter für die Weitergabe krankheitstragender Gene aber die genealogische Konstellation, also der Platz im Ahnengeflecht, und da sieht er aufgrund seiner statistischen Auswertungen und genetischen Kenntnisse Ahn 514 (Herzog Wilhelm d.J. von Braunschweig-Lüneburg, 1535-1592) als Übertäger (S.10 f.). Weiter gelten für ihn als "Krankheitsüberträger-Kandidaten" Ahn 2069 Maria von Jülich-Berg (1491-1543) und Ahn 4141 Johanna die Wahnsinnige von Kastilien (1479-1555). 12 Fürsten zählt Richter auf, die von diesen "Herden" auf die von ihm berechnete Weise abstammen und krank waren (S. 27 ff.). Besonders wichtig ist der Ahn 106, der nach Richter grundsätzlich eine der wichtigsten Mittler- und Überträgerrollen bei der Ausprägung geistiger Eigenschaften im positiven und negativen Sinn spielt. Dies läßt sich anhand zahlreicher Ahnentafeln, z.B. der Bismarcks und Goethes, beweisen und schon in den "Ahnentafeln berühmter Deutscher" wies Johannes Hohlfeld auf die bevorzugte Rolle der mütterlichen Großväter hin. Der Ahn Nr. 106 ist sogar die Filiationskette dreier mütterlicher Großväter (S. 34). " Ist das alles nur blinder Zufall" fragt der Autor auf S. 35 und antwortet auf S. 57: "Ja, gewiß Zufall. Aber kein blinder, sondern gesetzlich (genetisch) bedingter Zufall". In seinem Schlußwort gibt der Autor einen medizinisch-humangenetischen Ausblick und hofft, die Methode der quantitativen Genealogie auch auf andere neu entdeckte Vererbungsmechanismen anwenden zu können, z.B. beim Prader-Willi-/Angelman-Syndrom oder bei der Mitochondrienvererbung."...
  Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie (1999), H.2, S. 215-216
Rez.: Prof. Dr. Ulrich Planck
 "Der Autor hat sich jahrzehntelang mit Genealogie und Genetik unter der doppelten Fragestellung beschäftigt: Gibt es erbmäßig bevorzugte Abstammungslinien und welche biologischen Konsequenzen haben Verwandtenehen? Diese Fragen haben ihn zur quantitativen Genealogie geführt, die er bereits 1979 um den x-chromosomalen Erbgang in seinem Aufsatz "Erbmäßig bevorzugte Vorfahrenlinien" erweiterte. Er schlug dafür die Wissenschaftsbezeichnung "GeneTalogie" vor, die eine Mittlerrolle zwischen den historischen und genealogischen sowie den naturwissenschaftlichen Disziplinen der Biometrie, Populationsgenetik und Soziobiologie einnehmen soll. Seine These von der besonderen Rolle x-chromosomaler Gene bei der Ausprägung geistiger Eigenschaften glaubt er mit der vorliegenden Studie weiter untermauert zu haben. Mit Hilfe des von Weert Meyer entwickelten EDV-Programmes konnte(n) ... alle genetischen Erbwahrscheinlichkeiten der bayerischen Königsahnentafel bis zur 15. Generation berechne(t ) und in eine quantitative Rangordnung (gebracht werden). Damit gelang es ihm u.a., den mutmaßlichen Krankheitsüberträger-Ahnen der bayerischen Könige ihre spezifischen Erbwahrscheinlichkeitswerte zuzuordnen. Die graphischen Darstellungen der komplizierten verwandtschaftlichen Verflechtungen setzen in der genealogischen Literatur neue Maßstäbe. Richter versteht die vorliegende Studie als exemplarisch, d.h. er läßt die Übertragung seiner Methode auf andere Geschlechter und Stände offen."....
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