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Lange

00  1  Lange, Hermann Arno Öffnen Blatt

Lehrer, Hochschullehrer, Studienrat
* 15.07.1885 Raschütz b. Colditz
† 20.03.1966 Dresden, b 26.03.1966 Dresden
Vater: Lange, Friedrich Hermann
Mutter: Weber, Therese Minna
oo 05.06.1919 Colditz Braun, Johanna Katharina, * 08.04.1896 Rochsburg, † 06.01.1984.
Kinder:
1) Lange, Fritz Artur Günter
* 14.05.1920 Dresden
† 1971
2) Lange, Arno Hermann
* 24.01.1922 Dresden
Lehrer, Hochschullehrer, Studienrat.
lebte in Raschütz b. Colditz.
lebte in Dresden.
Professor Arno Lange (1885-1966) zum 100. Geburtstag
Von Kurt Wensch (Mitteldeutsche Familienkunde, Heft 3/1985)
Wer auf den Spuren seiner Vorfahren ins westliche Sachsen gelangt, insbesondere in die vormaligen Ämter Colditz, Leisnig und Rochlitz, wird bald auf die Arbeiten eines Mannes stoßen, der einen großen Teil seiner Lebensarbeit - neben dem Berufe -
der Erforschung der bäuerlichen Bevölkerung der heimatlichen Landschaft gewidmet hat.
Arno Lange entstammte einer alteingesessenen Bauernfamilie im Dörfchen Raschütz bei Colditz. Der Vater ermöglichte ihm den Besuch eines Lehrerseminars, dann ein Studium an der Leipziger Universität in den Fächern Biologie und Chemie.
Nach anfänglichem Volksschuldienst wurde er 1925 als Studienrat an die höhere Mädchenschule in Dresden-Johannstadt berufen. Nachdem diese im Februar 1945 ausgebombt war, und nach und nach der Schulbetrieb in der weitgehend zerstörten Stadt wieder
aufgenommen wurde, setzte er seine Lehrtätigkeit an anderen höheren Schulen fort. Wohnung und Sammlungen waren ihm erhalten geblieben. Als auch der Lehrbetrieb an der Dresdener Technischen Hochschule sowie an der Forsthochschule in Tharandt
wieder aufgenommen wurde, trat man an Lange mit dem Wunsche heran, Vorlesungen in Botanik zu halten, was er auch neben seiner Schultätigkeit seit 1948 tat. Im Alter von 65 Jahren quittierte er den Schuldienst und widmete sich ganz seinen Aufgaben
als Hochschullehrer bis Ende 1956. Seine Verdienste wurden durch Verleihung des Professoren-Titels anerkannt1.
Es gehörten schon eine zähe Natur und Willenskraft dazu, neben dem Berufe noch Zeit und Kraft für ausgedehnte heimatkundliche Forschungen aufzubringen. In jahrzehntelanger Arbeit wertete Lange alle erreichbaren archivalischen Quellen zur
Ermittlung seiner Vorfahren aus und kam bald zu der Erkenntnis, daß sichere Feststellungen häufig nur durch systematische Verkartung des Quellenmaterials für ganze Ortschaften zu gewinnen sind. So entstand eine Kartei von ca. 50 Kästen, in denen
ca. 70.000 Zettel für etwa 125 Dörfer der Colditz-Leisniger Gegend Besitzerreihen der bäuerlichen Anwesen mit allen aus den Kauf- und Erbverträgen ersichtlichen verwandtschaftlichen Beziehungen bieten. Auch der Grundstock für ein Häuserbuch der
Stadt Colditz wurde geschaffen. Diese Sammlungen vermachte Lange dem Staatsarchiv Dresden, wo sie in der Hauptsache entstanden waren.
Seine bei der Forschungsarbeit gewonnenen Erfahrungen machte Lange auch der Allgemeinheit zugänglich in Form von Beiträgen in den "Mitteilungen des Roland"2 sowie in Vorträgen bei den Vereinsabenden in Dresden. Aktives Mitglied war er auch in der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft "Isis". Zu seinen mit Hingabe gepflegten Liebhabereien gehörten das Schachspiel und, wie bei vielen Familienforschern, die Philatelie.
Langes Ahnentafel, aus der nachstehend ein kurzer Auszug in Listenform geboten wird - die Unterlagen stellte dankenswerterweise ein Sohn des Probanden, Prof. Dr. Hermann Lange in Tübingen, zur Verfügung - zeigt weitgehend landschaftliche und
ständische Geschlossenheit. Das ändert sich auch nicht in früheren Generationen. Nur an einer Stelle gab es eine überraschende Entdeckung: in der 8. Ahnen-Generation heiratet am 17.11.1678 in Oberbobritzsch der kurfürstliche Hegereiter Christoph
Edelmann eine Beata Juliana Krempe, Tochter des Jobst Friedrich Krempe aus Lichtenstein, der sich als Sproß des Geschlechts Gremp von Freudenstein erwies. Auf diesem Wege kommt ein in den Hochadel führender Einschlag zustande.
Als ein Beispiel dafür, wie auch ein erfahrener Forscher einer falschen Fährte folgen kann, dient die Abstammung von Langes Vater, der 1862 geboren wurde. Der Taufeintrag des für Raschütz zuständigen Pfarramts Erlbach nennt als Mutter die ledige
Hanna Rosina Lange, während sich als Vater der Stellmacher Johann Gottlieb Bemmann bekannte. Demzufolge wurden dessen Vorfahren erforscht. Erst später kamen Zweifel an dieser Vaterschaft auf, denn im Dorfe wußte man, daß "Röse" Lange ihrem Vetter
Johann Karl Wilhelm Arnold freundschaftlich verbunden war, und man vermutete in ihm den Kindesvater. Erhärtet wurden diese Vermutungen durch eine Erklärung des langjährigen Raschützer Gemeindevorstehers Heinrich Keller als genauen Kenners der
örtlichen und familiären Verhältnisse, der zu Protokoll gab, daß nach seiner Überzeugung nur Arnold als Vater in Betracht komme, während Bemmann aus unbekanntem Grunde nur vorgeschoben wurde. Somit entschloß sich unser Proband, den gesamten
Ahnenteil Bemmann aus der Liste zu streichen und durch die Arnold-Ahnen zu ersetzen.
Die für eine bürgerliche bzw. bäuerliche Ahnentafel seltene Vollständigkeit bis in höhere Generationen rief auch die Statistiker auf den Plan. So stellte Arndt Richter in München - in seiner Dresdener Jugendzeit Langes Schüler - Vergleiche an,
bis zu welchem Vollständig-keitsgrade einige Ahnentafeln bekannter Persönlichkeiten in der 9. und 10. Vorfahren-Generation im Verhältnis zur Ahnentafel Lange gediehen sind:
erforscht in der 9. Generation 10. Generation
Prz. v. Isenburg 512 = 100 % 1.024 = 100 %
Rübel-Blass (bürgerlich) 400 = 78 % 650 = 63 %
Arno Lange (bäuerlich) 399 = 78 % 573 = 56 %
Prof. Siegfried Rösch 269 = 53 % 317 = 31 %
Prz. Charles v. Wales 205 = 40 % 304 = 30 %
Gregor Mendel 58 = 11 % 27 = 3 %
Das Ergebnis kann sich also sehen lassen. Ermöglicht wurden so umfangreiche Forschungsergebnisse dank der günstigen Quellenlage im früheren Kursachsen, die auch durch den 2. Weltkrieg nur geringfügige Einbußen erlitten hat.
Als Mensch hat Arno Lange sich stets seiner ländliche Herkunft verbunden gefühlt, war persönlich äußerst genügsam und immer bereit, anderen aus seinem reichen Wissen Hilfe zu leisten. Seine "Bauernkartei" stellt eines der beliebtesten Hilfsmittel
im Staatsarchiv Dresden dar und sichert dem, der sie mit unermüdlichem Fleiße geschaffen hat, ein dankbares Gedenken eines jedem, der sie nutzen kann.
______________
1 Die "Universitätszeitung" der heutigen Technischen Universität Dresden, Jg. 1965, Nr.12/13, gedachte mit dem Beitrag "Prof. Arno Lange 80 Jahre" besonders des Hochschullehrers Lange, nicht ohne dessen Arbeit als Heimatforscher zu erwähnen.
"Ein verdienstvoller Heimatforscher gestorben". Unter dieser Überschrift erschien in "Der Rundblick-Monatsschrift für Kultur und Heimat der Kreise Wurzen-Oschatz-Grimma", 13. Jg. 1966, Heft 5, ein Nachruf von Eckhard Mittenzwei, der besonders
Langes Verdienste als Heimat- und Familienforscher würdigt.
2 Hier zu nennen: "Zur Technik der Bauernforschung" Jg. 1933, S.27.
Kekule-Nr. 1
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© Linke/Richter/Trogus

Stand: 05.04.2013 10:53:25
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