Mendels Eltern:
Mittlerer biologischer Verwandtschaftsanteil b
und Verwandtschaftskoeffizient f *)

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Ausschnitt aus:

Arndt Richter: Eine "Prachtgestalt" in Bismarcks Ahnentafel - Aus der Ideengeschichte einer Wissenschaft ; in: Archiv für Sippenforschung (1990/91), H. 120, S. 537-567 [Anmerkung 11].


Bei den gleichgerichteten biologischen und genealogischen Interessen seit meiner Schulzeit lag es nahe, die Person Gregor Mendels selbst einmal zum Bezugspunkt einer Arbeit über den b-Wert einer interessanten zigfachen Verwandtenehe zu machen. Die starke verwandtschaftliche Verflechtung Mendels Ahnenschaft innerhalb enger bäuerlicher Heiratskreise war dafür eine Herausforderung: Mendels Eltern sind auf 64 Wegen nachweisbar verwandt ! Es war erforderlich, die in den 20er Jahren veröffentlichte AT Mendels für Zwecke der Populationsgenetik, aber auch der quantitativen Genealogie, - beide Wissenschaften überschneiden sich ja! - aufzubereiten, graphisch zur Berechnung vorzubereiten (a), um sie schließlich durchzuführen (b).

(a) Arndt Richter: Die Ahnenschaft von Gregor Mendel; in: Genealogie (1984), H. 1, S. 15-22 und H. 2, 5. 44-56.
(b) Ders.: Verwandtschafts- u. Implexberechnungen; in: Computergenealogie (1987), H. 7, S. 186-190.

Der 1983 in der Ahnentafel von Gregor Mendel "manuell' berechnete b-Wert zwischen Mendels Eltern stimmte mit dem später EDV-mäßig nach dem amerikanischen Boyse- Programm berechneten Verwandtschaftskoeffizient f exakt überein. Dieser f-Wert wurde mir freundlicherweise 1987 von Bennett Dyke, Ph. D., Wissenschaftler in Southwest Foundation for Biomedical Research, Department of Genetics, San Antonio, Texas, USA, zusammen mit einer sehr schönen EDV-Plottergrafik der verwandtschaftlichen Verflechtung in Mendels AT mitgeteilt, fußend auf der o. g. Publikation (a). Eine beglückende Nachricht!

Die unter (b) genannte Arbeit enthält auch die b-Wert-Berechnung einer Verwandtenehe, bei der noch wesentlich mehr Verwandtschaftswege - wenn auch nicht so enge - von Frau Ruth Hoevel erforscht werden konnten, nämlich 268! (Proband: Änne Ullrich, geb. 1930).

 


*) Die in der Quantitativen Genealogie gebräuchliche Bezeichnung "mittlerer biologischer Verwandtschaftsanteil b" stimmt numerisch überein mit dem Begriff "Verwandtschaftskoeffizient" f (coefficient of relationship), der besonders in der Populationsgenetik gebräuchlich ist. Meist wird dort aber der sog. Inzuchtkoeffizient (coefficient of inbreeding) F verwendet (siehe Haupttext!), der numerisch die Hälfte von b bzw. f  beträgt.

Nach der publizierten Mendel-Ahnenschaft von 1984 und unseren Berechnungen beträgt der Inzuchtkoeffizient für Gregor Mendel F = 0,009735.